1978-1980 Ausbildung mittlerer Dienst

1978 habe ich bei der Deutschen Bundespost im "Mittleren, nichttechnischen Postdienst" als "Postassistentenanwärter" (so nannte man das alles früher) beim Postamt (V) Biedenkopf angefangen. Das "V" nach Postamt stand für "Verwaltung" und war irgendetwas Besseres - dachte man früher. Heute ist das Postamt (V) Biedenkopf nur noch eine Shop-in-Shop-Lösung, hat längst keinen "Amtsvorsteher" mehr. Auch die vielen Postämter im Bereich Biedenkopf, bei denen ich früher gearbeitet habe, sind alle nicht mehr vorhanden - es sind heute nur noch kleinere Shop-Lösungen. Viele Kollegen/Kolleginnen von damals sind an ganz anderen Stellen eingesetzt oder schon im Ruhestand.

Berufsschule war beim Postamt (V) Marburg in der sogenannten "Berufsbildungs-stelle" (BBi). Hätte damals nie gedacht, dass ich später auch einmal in einer Berufsbildungsstelle arbeiten würde. Wir waren dort mit Kollegen/Kolleginnen aus den Bereichen der Postämter Biedenkopf, Marburg, Gladenbach, Frankenberg, Stadtallendorf und Korbach zusammen. Es war eine schöne Zeit.

Warum gerade Post? Die Frage musste ich damals häufiger beantworten - was schwierig genug war. Und dann auch noch Beamte - gerade DU? Heute stellt sich die Fragen nicht mehr. Die Deutsche Post DHL steht in einem ganz anderen Licht als damals, als finanzstarkes, innovatives, internationales Unternehmen und heute wären viele Leute gerne bei dem Unternehmen, über das man damals nur geschmunzelt hat. Und dann noch Beamte (wenn auch derzeit im Urlaub). "Besser geht es garnicht..." - sagen die Leute heute. So ändern sich die Zeiten.

Es war eine sehr interessante und abwechslungsreiche Zeit. Man hat viele Kollegen/Kolleginnen kennengelernt, man hat viele unterschiedlichen Dinge gesehen und gemacht. Oder wer hat schon sonst einmal "Postverzollung" beim Zoll gemacht, wer hat schon mal 1 Millionen Deutsche Mark in der "Geldsammelkasse" in den Händen gehabt, wer hat schon mal am Postschalter gearbeitet oder Briefe und Pakete zugestellt oder in der Verwaltung mitgearbeitet - und das alles in zwei Jahren.

Die Aubildung dauerte vom 01.09.1978 bis 31.08.1980.

Zwischendurch waren Lehrgänge im Berufsbildungszentrum in Heusenstamm (dort war ich dann gut 10 Jahre später selbst als "Lehrbeamte" - so hieß das - tätig). Heute gehört das Gebäude der Telekom.

Am Ende der Ausbildung mussten wir für zwei Monate zur praktischen Bewährung nach Frankfurt. Ich kam damals zum Postamt (V) Frankfurt 80 (das war "Höchst") und arbeitete im Bereich Kronberg bei verschiedenen Postämtern. Noch heute habe ich einen sehr engen Kontakt zu ein paar Kollegen aus dieser Zeit. Untergebracht war ich - als 17jähriger - im Jugendpostwohnheim in Frankfurt-Nied. Toll, oder? Um 22.00 Uhr musste ich auf dem Zimmer sein, dann kam jemand (nicht jeden Tag) und hat nach mir geschaut. Ansonsten war ich als noch Nichtvolljähriger voll auf mich alleine gestellt. Wenn ich vergessen hatte, etwas einzukaufen, dann gabs an diesem Abend nicht zu essen. Oder ich machte die ersten Gehversuche mit "McDonalds". Was damals auch schwer war, da ich erst nach 5 min. Fußweg mit der S-Bahn zum Hauptbahnhof musste, um etwas zu essen - da es sonst noch keinen McD gab.

Im Juli habe ich dann meine schriftliche und mündliche Prüfung erfolgreich absolviert.

1980-1983 Beruf, Fachabi- und Zivi-Zeit

Dann ging es in den richtigen Job, Geld verdienen, Eigenständigkeit mit Auto und Wohnung nach Wiesbaden, zum Postamt (wieder mit "V") Wiesbaden als "Postassistent zur Anstellung" (meine zweite Urkunde als Beamte). Dort war ich als Dauervertreter am Schalter bei verschiedenen Postämtern und Poststellen (die gab es damals auch noch mit dem sogenannten "Posthalter") oder wurde immer im Betrieb, in der Zustellung (im Weihnachtsverkehr) oder auch einmal in der Verwaltung eingesetzt. Das alles hat mich sehr "genervt" - ich war eigentlich immer in den schlechteren Dienstplänen, mit Samstagsdienst und langen Dienstzeiten. Komisch, oder??? Daher beschloss ich recht schnell, mein Abitur nachzuholen und irgendetwas anderes zu machen. Dennoch muss ich sagen, habe ich in dieser Zeit viel gelernt, viele nette Leute kennengelernt und noch so richtig Betrieb- und Betriebsluft geatmet, was ich in den kommenden Jahren in anderen Aufgaben nie vergessen habe.

In der Zeit von August 1981- Juni 1982 habe ich mein Fachabitiur an den Beruflichen Schulen in Biedenkopf absolviert. Auch hier wieder, kein Tag war vergebens, ich habe viel dazu gelernt und es war schön, wieder einmal in der Schule zu sein. Das klingt komisch, aber jeder weiß, dass Beruf einfach anders ist. Man muss länger arbeiten und hat nicht so viel Freizeit, keine Samstagsarbeit und immer selbst aktiv sein. In der Schule ist man in erster Linie passiv zuhörend, hat viel Zeit, auch wenn an manchen Tagen nachmittags Schule war oder man sich auf Arbeiten vorbereiten musste. Nur: das weiß man erst, wenn man beides erlebt hat.

Nach dem Fachabi habe ich von Juni 1982 bis September 1983 meinen Zivildienst bei den "Hinterländer Werkstätten" gemacht. Arbeit mit Behinderten, schien mir interessant, war grundsätzlich auch schön. Problem war nur, dass man als Zivi immer wie in einem normalen Betrieb mitarbeiten musste. Wurde das vereinbarte Pensum von den Behinderten nicht geschafft, waren die Zivis dran. Man hat richtig heftig arbeiten müssen, also weniger mit Behinderten als an Schweißapparaten, Bohr- oder Schleifmaschinen. Und morgens und abends dann die Behinderten noch mit dem Bus 60 km (Landstrasse - und das meine ich auch so) abholen.

Fachabi-Klasse 1981/82 Berufl. Schulen Biedenkopf