Berufsschullehrer bei der Deutschen Bundestpost. Lehrer überhaupt, hätte ich mir nie vorgestellt. Aber es war eine tolle Zeit. Man lernt viele Menschen kennen. Manche sind toll, manche weniger bis schrecklich; manche will man immer wieder gerne sehen, manche lieber nur das eine Mal. Wie im Leben auch. Aber ich muss sagen, das Positive überwiegt und es gibt noch immer Leute aus dieser Zeit, mit denen ich immer wieder - zufällig - in Kontakt komme. Und es ist schön, Menschen etwas zu vermitteln, ihnen etwas beizubringen.
Gestern noch hinter der Schulbank .... und am nächsten Tag davor. Das war interessant, aber auch nicht ganz einfach.
Lehrgang Ausbildung der Ausbilder (ADA-Lehrgang). Tiefgreifender Spruch der damaligen Lehrgangsleitung Fr. Pleyer: "Ich wünsche Ihnen niemals einen Schüler wie sie selbst einer sind." An den Leistungen lag es sicherlich nicht, aber am Verhalten. Nun, der Lehrgang sollte ja nicht nur lehrreich, sondern auch spaßig und lustig sein. Das habe ich nachher für meine Unterrichte versucht umzusetzen.
Eingesetzt wurde ich beim Postamt Frankfurt 3 in der Berufsbildungsstelle. Eigentlich wollte bei den Wunschämtern (also dort, wo man nach der Ausbildung am liebsten hin wollte) niemand zum Postamt 3 und jeder fragte sich, warum ich mir nur dieses Postamt ausgesucht hätte. Aber es war toll dort, nette Leute, einen tollen Amtsvorsteher, Dr. Leuen, den Abteilungsleiter Hr. Dohm, die netten Damen und Herren der Personalabteilung und natürlich meine Kollegen aus der Berufsbildungsstelle, Frede Krüger, Doris Hiltmann und der Stellenvorsteher (so nannte man es damals) Karl-Heinz Henkel.
Wenn keine Lehrgänge in Frankfurt im alten Postamt-Gebäude (damals der sog. Blaue Aff) stattfanden, wurde man im Berufsbildungszentrum in Heusenstamm eingesetzt. Ich habe Heusenstamm geliebt. Eine tolle Atmosphäre, nette Kollegen und Donnerstag abends war immer ein gemeinsamer Abend mit den Lehrgangsteilnehmern mit Gitarre und gemütlichem Beisammensein (und natürlich reichlich Bier).
Ich habe mich nachher häufiger wieder nach dieser Zeit gesehnt als ich wieder in die normale Bürowelt wechselte.
Besonderes Ereignis: Wie bringt man Schülern etwas bei, die es eigentlich in der praktischen Arbeit besser wissen als der Lehrer selbst und dann noch, wenn es sich um ein Spezialthema handelte, was nur wenige Praktiker beherrschten. Lehrgang "Besonderheiten im Wertversand für Bahnpostfahrer". Tolles Thema, oder? Aber es war toll, ich ließ den Lehrplatz platzen und nutzte die Chance, mit den Lehrgangsteilnehmern über ihre Erfahrungen bei Wertversanden zu sprechen und "Best-practice" zu machen (das hieß damals noch nicht best practice sondern nur, von anderen lernen und abkupfern, die es besser machen). Am Schluss hat jeder etwas für sich migenommen - auch ich.
Als ich im März 1990 zum PTZ wechselte, wurde die Berufsbildungsstelle in Frankfurt 3 geschlossen und ich durfte die Stelle abwickeln.