Zentrale Deutsche Post, Bonn

Rückblickend ist es lange her. Schon seit 1993 bin ich in der Zentrale der Deutschen Post AG in Bonn. Damals noch Deutsche Bundespost Postdienste und Generaldirektion - kurz zuvor noch Ministerium für Post und Fernmeldewesen. Viele Kollegen von damals sind bereits im Ruhestand, manche leider auch schon verstorben.

Als ich nach Bonn in die Zenrale (damals noch Generaldirektion) wechselte, startete ich mit den gleichen Aufgaben wie im PTZ Darmstadt. Im Bereich Rechnungswesen war ich zusammen mit einigen Kollegen für 248 Hauptkassen und deren Arbeit verantwortlich. Später kam das Projekt Einführung kaufmännische Buchführung dazu. Viele lieben Kollegen in den Hauptkassen draußen, zu denen ich einen sehr guten, zum Teil freundschaftlichen Kontakt hatte. Aber auch diese Zeit ging - auf Grund einiger Zerwürfnisse zu Ende. Love it or leave it. Ich wecselte dann in 1994 in den Bereich Vertriebssteuerug.

1993 eine tolle Zeit. Auch hier durch die heutige Brille gesehen. Es war toll, man konnte vieles bewegen und wurde auch dafür anerkannt und belohnt. Im Rechnungswesen war das immer anders. Wenn alles gut lief - gut, muss ja - heißt: wenig Anerkennung für das Geleistete, weil muss ja. Wenn mal was schief ging, dann war das echt schlecht. Im Marketing/Vertrieb war man da ein wenig entspannter, wenn mal etwas ein wenig schief ging, war es nicht ganz so schlimm und wenn man wirklich etwas gut gemacht hatte, oder etwas war besonders gut gelaufen, wurde das wirklich anerkannt und belohnt. Ich beschäftigte mich in der Vertriebssteuerung mit dem Aufbau eines Sales-Tools, früher sagte man CAS Computer Aided Selling (ich nannte es CAS Brief). Vorher, für die alten Postler war das Verkaufsplanung Post (VIP). 

1996 wechselte ich nach einer Umorganisation in das Marketing Brief. Es waren tolle Jahre, wir hatten Budget, um richtig gute Dinge aufzubauen und wir waren echt wenig Leute so ca. 10 - heute sind es weitaus mehr. Die damals von mir und meinen Leuten entwickelte Datenbank Freimachung ist heute immer noch im Einsatz und wichtig für das Produktmanagement und viele andere Stellen im Unternehmen. Darüber hinaus war ich zuständig als Produktmanager für DV-Freimachung. Green Field würde man heute sagen, damals war es einfach: Es war wenig bis z.T. Nichts vorhanden und wir konnten vieles neu und besser machen. Beratumg, Kundenbroschüre, Internetauftritt, Standardisierung, Optimierung usw. bewegte Zeiten.

1998 hatte ich zusätzlich die Chance, mich mit der PC-Frankierug zu beschäftigen. So etwas gab es erst seit kurzem als Idee und mit ersten Tests in den USA. Das war eine riesige Herausforderung. Nach mehreren Besuchen in den USA habe ich zusammen mit einem richtig guten Team eine ganz neue und richtig innovative Lösung entwickeln können.

2001 Als erstes Land in Europa, als erstes Postunternehmen mit einer eigenen Frankierlösung überhaupt, haben wir dann im September 2001 STAMPIT eingeführt. Solche Zeiten habe ich rückblickend nicht mehr erlebt: ein großes Medieninteresse mit Auftritten im Radio und Fernsehen als zuständiger Projektleiter und mit vielen Beiträgen in Zeitungen und Fachzeitschriften. Das war einfach nur Wahnsinn. Nur blöd für uns war, dass der 11. September 2001 dazwischen kam - dann gab es nur noch (mit Recht) ein einziges Thema. Aber die Grundideen aus STAMPIT heraus bestehen noch heute: das Verschlüsselungsverfahren und der Matrixode werden auch heute noch immer verwendet und aus dem ersten Patent zur PC-Frankierung wurde eine unternehmensweite Patentstrategie und jetzt Patentbereich. Highlights hierbei waren auch die Zusammenarbeit mit weltweit bekannten Firmen, wie Adobe, ebay und stamps.com, mit denen wir zusammen weitere Lösungen entwickelten. Die beiden Internationalen Kongresse PC-Franking, die wir in Bonn und auf dem Petersberg ausrichteten, die Einführung unserer Lösungen in der Schweiz und England sowie die Vermarktug von STAMPIT auf den ALDI-PCs der Fa. Medion, nur um einige wenige Beispiele und markante Themen darzustellen.

2006 übernahm ich als Teamleiter die Strategie Frankierung und führte die noch heute existierende Webanwendung "INTERNETMARKE", die Briefmarke aus dem Internet ein (www.internetmarke.de), ein. Darüber hinaus entwickelte ich mit meinem Team Standards für Frankiervermerke und digitale Frankiervermerke. Eine wesentliche Änderung war der Wegfall des "Entgelt bezahlt"-Vermerks mit seinen zig Ausprägungen hin zu einer markenrechtlich geschützten Frankierwelle, die es auch heute immer noch gibt (www.frankierwelle.de).

2009 wurde ich Abteilungsleiter der Serviceniederlassung und war verantwortlich für alle Kollegen und Kolleginnen  in der Fläche, die für das Produktmanagement in Bonn arbeiteten. In der Anfangsphase waren es 110 Mitarbeiter. Viele organistorische Veränderungen, erhöhtes Kosten-Controlling, Vorruhestandsregelungen usw. mussten gestemmt werden. Mal einen ganz anderen Blick in andere Aufgaben, etwas ganz anderes als zuvor - im Wesentlichen organistorische und personelle Aufgaben.  Aber die Aufgaben in der Zentrale im Produktmanagement nahm ich in dieser Zeit als Produktmanager und Projektleiter vieler Themen in Bonn auch weiterhin wahr.

2016 übernahm ich die Teamleitung für das gesamte Team Frankierung in Bonn und der gesamten Flächenorganisation, insgesamt 45 Mirtarbeiter. Eine neue Herausforderung in herausfordernden Zeiten und sicherlich der Beginn für einen weiteren Schritt in meiner beruflichen Weiterentwicklung.

2017 startete ich als Abteilungsleiter (die nennt man auch Vice President) in der Zentrale in Bonn. Die Themen: altbekannt aus der Zeit 2006 bis 2008 als Teamleiter Strategie Frankierung und aus 2016. Auch hier konnte man nur sagen: Viele neue Herausforderungen, Umsetzung der eigenen Strategien, Unterstützung des Produktmanagements in allen Fragen der Frankierung und viele innovative Themen. 

2019 im Oktober bekam ich zusätzlich die Verantwortung für 7 weitere Kollegen/innen und die Bereiche Konzeption und Herstellung von Briefmarken (offiziell natürlich Postwertzeichen) übertragen. Zwei sehr spannende Bereiche mit ganz neuen Themen: Vorher habe ich mich in erster Linie mit technischen Frankierungen beschäftigt, jetzt kamm Themen der Druck-, Material und physischen Sicherheitstechnik aber auch die kreativen Themen zur Gestaltung von Briefmarken, die durch die Deutsche Post designt werden, mit dazu. Das war echt richtig spannend. Herausgeber für Postwertzeichen ist das Bundesministerium für Finanzen (http://www.bundesfinanzministerium.de/Web/DE/Themen/Briefmarken-Sammlermuenzen/Briefmarken/briefmarken.html) . mit dem ich hier zusammenarbeite. Zudem ist man, wenn man für diese Bereiche zuständig ist, auch Mitglied im sogenannten "Kunstbeirat" (http://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Standardartikel/Service/Briefmarken/entstehung-einer-briefmarke.html).

2020 kann man nur mit einem schwierigen und herausfordernden Jahr beschreiben. Neben vielen Themen rund um die Frankierung, kamen viele neue Herausforderungen mit der aufkommenden Corona-Krise auf. 2020 war aus Sicht der Frankierung ein maßgeblicher Schritt in die Digitalisierung, der verstärkten Nutzung der Matrixcodetechnologie und dem Aufbau neuer Services. Hier nur ein paar Beispiele: Umsetzung der neuen Mobilen Briefmarke (ehemals Handyporto), Umsetzung Matrixcodes auf Werbeantworten (genannt Responseplus), Umsetzung des Pauschalierten Schadenersatzes.

Im Oktober traf ich anlässlich der Übergabe der Fritz-Walter-Briefmarke den letzten überlebenden Fußball-Weltmeister 1954, Horst Eckel (fast ein Jahr später verstorben). Ich bin auf ihn zugegangen mit den Worten "Die Legende lebt" - er freute sich und wollte mir die Hand geben, was wegen Corona leider nicht möglich war. Also Faust an Faust.. Ein liebenswerter und netter Herr - hab mich aber nicht getraut, mit ihm ein Selfie zu machen. Leider habe ich mir auch das an diesem Tag überreichte Buch Fritz Walter (bei dem er Co-Autor war) nicht von ihm handsignieren lassen. Und - dieser liebe, nette Herr: ganz anders als die anderen anwesenden Ex-Fußballer, Ex-Schiedsrichter und Ex-DFB-Bosse, die einen weder grüßen, noch mehr als ein Wort mit einem reden. Schade eigentlich.

2021 wurde, was wir in 2020 mit hoher Priorität und mit gaaaanz viel Arbeit vobereitet hatten,  am 04.02.2021 marktreif umgesetzt: Die erste Briefmarke mit Matrixcode "Digitaler Wandel". https://www.facebook.com/watch/?v=256221322605955 . Wir haben gleich mehr als 105 Mio. davon hergestellt. Kaum einer hatte geglaubt, dass wir dieses Projekt in dieser kurzen Zeit, mit dieser Komplexität und mit den Einschränkungen durch Coona zeitgerecht umsetzen könnten. Das war eine tolle Arbeit von dem bereichsübergreifenden Team. Als zweite Marke kam zum 50. Geburtstag der Sendung mit der Maus auch ein toller Film heraus. Der Film zeigt im bekannten Format der Sendung, Dinge einfach und verständlich darzustellen, wie eine solche Briefmarke mit Matrixcode hergestellt wird. Anschauen lohnt sich wirklich (Hier). Der Plan: Bis Ende 2022 sollen alle Briefmarken nur noch mit Matrixcode herausgegeben werden - eine spannende, aber auch sehr harte Arbeit.

Aber in 2021 war noch viel viel mehr. Wir haben ein tolles Projekt initiiert und umgesetzt: Kinder malen eine Briefmarke. Mehr als 6.000 Bildeinsendungen von Kindern bis 13 Jahren zum Thema Umweltschutz "Mein bester Umwelthack" www.youtube.com/watch?v=peUqXAXunnQ. Eine Jury aus Promnenten hat 10 Motive ausgewählt, die in ein Online-Voting kamen. In der Jury u.a. Jürgen Vogel, Sven Plöger, Oliver Bandt, Erik Maier usw. Das hat echt Spß gemacht. Am Online-Voting beteiliten sich mehr als 18.500  Teilnehmer. www.kinder-malen-eine-briefmarke.de.

Neben einigen Sondermarken zum Ausgabetag standen zum 02.12.21 erstmals 4 neue Briefmarken der neuen Dauerserie "Welt der Briefe" zur Verfügung. Eine aus meiner Sicht wunderschöne Serie konzipiert von meiner Kollegin Bettina Walter.

Und nebenbei hatte ich noch die große Ehre, unseren Bundespräsidenten Franz-Walter Steinmeier anlässlich der Übergabe der Robert Blum-Briefmarke im Schloss Bellevue zu treffen. Und natürlich musste auch ein gemeinsames Foto her, klar. Ich fand seine offene und spontane Art und die Bereitschaft, mit uns gemeinsam ein Foto zu machen, sehr schön. Aus dem Gespräch mit Hr. Steinmeier ergab sich dann spontan unsere Folgeaktion zu Kinder malen eine Briefmarke, an der Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren jetzt ein Motiv für eine Briefmarke  zum Thema "Setz ein Zeichen für Demokratie" gestalten. Die Idee kam mir, als ich die tolle Rede von unserem Bundespräsidenten im Rahmen der Präsentation hörte und ich ihn spontan nach seiner Unterstützung fragte. Er stimmte sofort zu, die Schirmherrschaft für die Aktion zu übernehmen - auch etwas Tolles und Einmaliges für die Deutsche Post.

2022 Und dann kam noch die Preismaßnahme zum 01.01.22. Das heißt, viele, viele Briefmarken in kurzer Zeit drucken. Dieses Mal mit der Herausforderung, dass da noch zusätzlich ein individueller Matrixcode aufgeracht werden musste, was ein Mehr an Produktionszeit bedeutete. Aber wir haben es geschafft - ca. 1 Mrd. Briefmarken mit den neuen Preisen in wenigen Monaten.

Im Oktober wurden dann auch alle Individualprodukte auf die neue Matrixcode-Technologie umgestellt. Ihr wisst schon, dass sind die personalisierten Briefmarken - Briefmarken mit dem eigenen Motiv.

Interessant ist, dass es jetzt viele Kunden gibt, die merken, dass, wenn sie eine nicht gestampelte Briefmarke auf einem Brief erhalten, und diese ablösen, um auf einen eigenen Brief zu kleben, dass dieser Brief mit dem Hinweis "uzureichend frankiert" zurück kommt. Man sieht doch und bekommt das auch in Gesprächen mit Freunden und Bekannten mit, wie viele Kunden nicht gestempelte Briefmarken abgelöst als Porto für einen eigenen Brief verwenden. Sorry, leider, ist nicht mehr. Ja, war ein Kvaliersdelikt, wird jetzt aber bestraft.

In 2022 startet dann - wie in 2021 dargestellt - die Aktion "Setz ein Zeichen für Demokratie" unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten . Mehr als 900 Einsendungen erreichten uns, ganz unterschiedlich gestaltet, unterschiedliche Maltechniken; es ist einfach schön zu sehen, wie Jugendliche das Thema Demokratie umgesetzt haben. Gerade in Zeiten, wo in vielen Ländern die Demokratie ins Wanken gerät, wo Terror und Krieg wieder Vormarsch hält. Eine Jury, besetzt aus unterschiedlichen Teilnehmern demokratischer Gremien und Initiativen, u.a. Neven Subotic (Ex-Fußball-Profi), Jochen Till (Autor), Katja Hinze (Stiftung Bildung), Jochen Vogel (Schaupieler). Einzelheiten unter www.briefmarke-fuer-demokratie.de

2023 wird auch wieder ein spannendes Jahr. Ich verspreche es. Einerseits herausfordernd wegen der geplanten Änderung des Postgesetzes, mt dem die neuen Rahmenbedingungen für Post gesetzt werden. Anderseite dem Tarifkonflikt über weitaus überzogene Lohnanpassungen wie von Verdi gefordert 15 %. Das sind Bedingungen, die nicht unbedingt optimal sind, aber dennoch, werden wir sehen, dass wir weitere Innovationen und Services für Kunden anbieten.

Ausblick Ich denke, wir könne sehr stolz sein auf die vielen Dinge, die wir in diesem schwierigen Jahr alle geleistet haben. Es sind so viele Projekte, dass ich diese garnicht alle aufzählen kann.

Und noch etwas ganz wichtiges: Es gibt neben den vielen hier vorgestellten Highlights aber auch so viele andere Themen, die nie so richtig erwähnt oder offenkundig werden, die aber vielen Kolleginnen und Kollegen und auch teilweise mir in den vergangenen Jahren viel Arbeit gemacht haben. Das finde ich eigentlich schade, wenn Themen, die auch zwingend und regelmäßig bearbeitet werden, aber nicht unbedingt eine neue große Innovation darstellen, sondern solide gute Arbeit bedeuten, nicht hervorgestellt werden. Danke auch an Euch, meine Kolleginnen und Kollegen, die Ihr diese Arbeit macht und richtig gut macht.

Ein paar Impressionen zur Post, zum Posttower und Bilder aus meiner Zeit in Bonn:

Posttower-Impressionen

Impressionen Post